Warn-Blinzel-Anlage

Alltägliche Stau-Erfahrung auf den Brücken und Ringstraßen von Budapest: Man bedankt sich mit der Warnblinkanlage, wenn ein anderer Autofahrer eine Lücke lässt und man sich so in die Autoschlange einreihen kann. Das geht auch anders: Ich überhole rechts auf der Busspur,  drängle mich vor der nächsten Baustelle oder Ampel nach links hinein und – tippe den Schalter für die Warnblinkanlage zweimal kurz an. „Ich weiß, das war jetzt nicht ganz o.k. Aber du an meiner Stelle hättest das jetzt auch so machen können, oder?“ Der Regelverstoß gilt damit als vergeben und vergessen.

Das Blinzeln als Heischen um Einverständnis habe ich zum ersten Mal vor Jahren in einer ungarischen Wohnküche erlebt. Der Zweitklässler saß am Küchentisch und kaute über seinen Rechenaufgaben am Bleistift. Gelangweilt schob er ein Automodell über die Seiten des Mathebuchs. Die Hausfrau bereitete am Herd das Abendessen vor. Sie hatte ihren Jungen schon mehrmals ermahnt, sich zu konzentrieren. Schließlich legte sie einen großen Kochlöffel aus Holz mit ausladender Geste neben das Hausaufgabenheft. Der Junge zwinkerte sie von schräg unten an, wortlos, als wollte er sagen: „Das meinst du doch nicht ernst, oder?“ Die Mutter musste lachen, der Sohn stimmte ein.