Budapest I. Bezirk. Christinenstadt. Schöpfungsgasse. Die richtige ungarische Entsprechung für „Schöpfung“ wäre eigentlich „teremtés“. Gegenüber der Blutwiese (vérmező) stand bis 1936 ein Haus mit einem Relief über dem Eingang, das den Schöpfer des Weltalls bei der Arbeit zeigte. Den Begriff übersetzte man etwas schief in „alkotás“ (Werk, Schöpfung, aber eher von Menschenhand). Das Haus wurde 1775 von der deutschen Familie Falk erbaut und kam 1830 in den Besitz des Rittmeisters Heinrich. Dieser ließ im Garten den ersten Artesischen Brunnen Ungarns bohren. In 150 Meter Tiefe stieß man auf Trinkwasser, dieses erreichte durch eigenen Druck allerdings nur einen Wasserstand von 20 Meter unter der Erdoberfläche und musste mit anderer Brunnentechnik gefördert werden. Das bedeutete für die Anwohner des Viertels eine große Erleichterung – der Zugang zur Donau war durch den Burgberg erschwert, und die Quellen der Budaer Berge waren weit. Durch den Bau des Eisenbahntunnels 1857 und des Südbahnhofs 1861 wurde das Gebiet verkehrsmäßig besser angebunden. In heute leider heruntergekommenen Zustand, diffamiert als „Betonbestie am Fuß des Neureichen-Hügels„, repräsentiert der Südbahnhof ein gelungenes Stück moderner Architektur in Budapest.
Einer städtebaulichen Mode der 60er und 70er Jahre folgend, ist der Fußgängerbereich eine Ebene tiefer gelegt. Hier findet man heute noch eine schöne Skulptur aus Beton und Zsolnaer Porzellan des ungarischen Meisters der Op-Art: Victor Vasarely.
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