Alpträume

Rückblick: Ich rufe aus Belgrad zu Hause in Budapest an, zwei drei Tage nach der Gay Pride Parade:  „Ist Post gekommen?“ – „Nichts Besonderes, nur der SPIEGEL.“ – „Was steht drin?“ – „Auf dem Titelbild ist eine Spinne, die wirft einen großen Spinnenschatten, es geht um die Macht der Angst. Angst ist gar nicht so schlecht, alle Erfolgreichen waren ängstlich, Bill Gates zum Beispiel.“ –  „Und was sonst noch?“ – „Ein Schimpfartikel über Budapest.“  Budapest – Hauptstadt der Alpträume – eine neue Marke in der Hitliste der Metropolen.

Caprichos Nr 43, Der Traum, der Vernunft erzeugt

Francisco de Goya:   El sueño de la razón produce monstruos (Caprichos 43) 1799

Schafft ein, zwei, viele Gärten im Internet!

Interview mit Alexander Kluge in der FAZ vom Wochenende: „Nicht mein Denken, sondern die Formwelt, in der ich es äußere, ändert sich.“ Das Internet wächst mit den traditionellen Domänen der Presse, des Buches  und des Filmes zu einem neuen Medium  zusammen. „Es gibt eine neue Sehnsucht nach Nachhaltigkeit und nach einem Hortus conclusus, einem abgeschlossenen Garten. Das hat nichts mit der Lust am Surfen zu tun – auf einem Ozean können Sie als Surfer kaum überleben. Stattdessen ist ein neues Interesse an Gefäßen und Begrenzungen entstanden.“ Dies verlangt eine Kunst der konstellativen Dramaturgie, die im Grunde schon bei Ovid vorhanden war und etwa mit Balzac und Dos Passos in die Moderne gelangte.

Also hinaus mit der Botanisiertrommel in den wilden Dschungel des World Wide Web, exotische Gewächse ausgraben und ins eigene Biotop verpflanzen, ein paar Lesefrüchte aufbrechen und die Samen ins Beet einsenken, und das regelmäßige Gießen nicht vergessen! Die neue ars poetica des Blogs!

Vollständiges Interview mit Alexander Kluge