Auf dieser Seite sammle ich Zitate, die den Reflexionsraum öffnen sollen, aus dem heraus mein Bloggen angeregt wird. Die Überschriften stammen von mir.
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Handgranaten, getarnt als Zitronen
Handgranaten, getarnt als Zitronen
„Nehmen wir einmal an, ich sei ein amerikanischer Soldat im Zweiten Weltkrieg und von italienischen Truppen gefangen genommen worden. Und nehmen wir außerdem an, dass ich diese Truppen glauben machen möchte, ich sei ein deutscher Soldat, damit sie mich frei lassen. Ich würde ihnen also gerne auf deutsch oder italienisch sagen, dass ich ein deutscher Soldat bin. Aber nehmen wir einmal an, dass ich dafür nicht genügend Deutsch oder Italienisch kann. Also versuche ich ihnen vorzuspielen, ich würde ihnen sagen, dass ich ein deutscher Soldat sei, und zwar dadurch, dass ich ein bisschen Deutsch vortrage, das ich kenne, in der Hoffnung , dass sie nicht genügend Deutsch können, um meinen Plan zu durchschauen. Nehmen wir an, ich erinnere mich nur an eine Zeile eines deutschen Gedichts, das ich im Deutschunterricht auf der höheren Schule auswendig lernen musste. Also rede ich, ein gefangener Amerikaner, die Italiener, die mich gefangen genommen haben, mit den folgenden Worten an: »Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn?«“
(John R. Searle: Sprechakte. Ein sprachphilosophischer Essay. [Speech Acts. Cambridge University Press 1969] Frankfurt am Main [Suhrkamp] 1971, S. 70)
Kulturdiplomatie
„Britische Botschaft, Kabul, Afghanistan
Der dritte Sekretär ist zugleich Kulturattaché. In seinem Büro stapeln sich Exemplare von Orwells Farm der Tiere: der Beitrag der britischen Regierung zum Englischunterricht in afghanischen Schulen und eine grundlegende Lektion über die Übel des Marxismus, erteilt von einem Schwein.
»Aber Schweine?« sagte ich. »In einem islamischen Land? Glauben Sie nicht, dass diese Art von Propaganda fehlschlagen könnte?«
Der Kulturattaché zuckte die Achseln. Der Botschafter hielt es für eine gute Idee. Er konnte nichts daran ändern.“
(Bruce Chatwin, Aus den Notizbüchern. In: Derselbe, Traumpfade. Roman [The Songlines. Jonathan Cape. London 1987] Frankfurt am Main [Fischer Taschenbuch 10364] 9. Auflage Mai 1999, S. 225)