Eine Reisebekanntschaft

Buchumschlag Jancsi kertjeAndrea Nagy begleitet uns ein Stück weit – im Abteil für Mitreisende. Sie schreibt Lyrik und Prosa, führt Theater- und Filmregie und tritt auch in Filmen auf. Ihre Gedichte erscheinen seit den 90er Jahren in Zeitungen und Zeitschriften (Új ember, Hétvilág, Népszabadság). Im Dezember 2015 hat sie ihren ersten Gedichtband veröffentlicht (Jancsi kertje – Jancsis Garten). Darin sind auch einige ihrer Aquarelle und Montagen reproduziert (siehe Buchumschlag). Ihr lyrisches Schreiben ist nach eigenem Bekunden – sei es direkt und unverblümt, sei es im Verborgenen – immer von Liebeserlebnissen gespeist, wie von einem unter­irdischen Strom, oder besser: befeuert wie von allem Brennbaren, auch wenn das Thema auf den ersten Blick nichts mit der Liebe zu tun hat. Ich (XING) habe ein Gedicht von ihr ins Deutsche übertragen. Dabei bin ich einigen Anregungen von Péter Litván gefolgt. In dem Gedicht schildert Andrea mit feiner Selbstironie, wie sie sich über Wasser hält.

Der Titel: Fenntartás – Lebensunterhalt

Gehe zur Seite „Mitreisende“

It fades, fades, and fades

Warum ich schreibe – manchmal, und oft nicht, und bald nie mehr? Im Grunde bin ich sparsam. Zum Schreiben brauche ich höchstens e i n e n Grund. Es gab eine Zeit, da richtete ich „Fax-Botschaften an die nervöse Welt“: unregelmäßig, zufällig, immer wenn ein DIN-A4-Blatt wieder mit Aphorismen gefüllt war. Meistens nachts. Die Freunde beschwerten sich, wenn das Faxgerät sie aus dem Schlaf riss. Seit es elektronische Post gibt, ist auch das vorbei. Kein Postbote klingelt an der Haustür, kein Schlüssel klappert im Schloss des Briefkastens. Das Fax ist tot. Meine Botschaften versickern still im Cyberspace. Keine Resonanz. Und für die Ewigkeit schreibe ich schon lange nicht mehr, weil – ich muss nicht. Ich spüre keine Berufung. Die Welt wird nicht besser von meinem Schreiben. Den Stolz nähre ich mit anderen Dummheiten – und auch dieser Satz, in der Haltung eingeübter Bescheidenheit, ist eitel und nur Haschen nach Wind. Fishing for compliments. Meine Familie ernähre ich von anderer Arbeit. Spuren muss ich nicht mehr hinterlassen, meine Gene wirken in meinen Kindern fort. Eigentlich arbeite ich daran, zu verschwinden.

Weiter geht’s auf der Seite „Fading“ (interner Link) !