Westöstlicher Diwan
vom Entführungskommando mit dem Zeichenstift
nackt auf den fliegenden Teppich gepfählt
die Vorratsdaten gespeichert
lug ich unter der schwarzen Kapuze hervor
der Goethe, der Hafis, die Pistolen im Nacken
korrigieren panisch den Kurs
nur ich widerspenstige zitternde Kompassnadel
strecke weit meine trockene Zunge aus
ein wenig am Grönlandeis zu lecken
(XING)
Das im Jahr 2000 eingeweihte Hafis-Goethe-Denkmal am Beethovenplatz in Weimar mit zwei aus einem einzigen Granitblock geschnittenen Stühlen, die an die Begegnung Goethes mit dem Werk des persischen Nationaldichters Hafis (1326-1390) erinnern sollen. Auf dem Teppich aus Bronze Verse von Hafis und Goethe. (Foto: Most curious)
Leo Läufer hat sich zwar manchen skurrilen Text zu Schulden kommen lassen. Er hat aber immer versucht, auf dem Teppich zu bleiben. Allerdings waren das keine fliegenden. Deine Höhenluft vertrage ich nicht so recht. Oder etwas direkter: Ich verstehe nur Bahnhof.
In alter Verwundenheit
Leo Läufer
Lieber Leo Läufer,
am besten kommt man glaube ich weiter, wenn man an eine Karikatur denkt (Bilder ineinander geschoben, z. B. Charlie Hebdo, Guantanamo, Abu Ghraib, Schwarzer September… das hat weinbergschnecke richtig gesehen). Das lyrische Ich hat genug von der Islamismus-Debatte, scheint mir. Dabei käme es doch jetzt darauf an, sich mit Analysen einzumischen, und nicht mit Gedichten. Die waren noch nie XING’s Stärke.
Wie gesagt, ich bin noch nie auf einem fliegenden Teppich gewesen.
Lieber Leo Läufer, das kommt daher, dass zu viele Themen, die schmerzen, auf wenig Raum angesiedelt werden.
Xing, muss man die gleich haufenweise bei Goethe und Hafis abladen?
Das fragt die Weinbergschnecke
Liebe Weinbergschnecke,
Goethe und Hafis sind unschuldig, es geht um das Denkmal in Weimar. Die Granitstühle und der schwere Bronzeteppich wollen einfach nicht fliegen. Oder anders: Wo der Geist der abwesend ist, werden ihm Denkmäler gebaut.