Joseph Beuys

Joseph Beuys Filtz TV by Lothar Wolleh

Joseph Beuys während der Aktion Filz-TV, Kopenhagen 1966, Foto: Lothar Wolleh

Immer der Bann in diesen Räumen. Festgenagelt sein. Sich kauern wollen in eine Ecke. Dann als ob sich ein warmes, feuchtes Tuch übers Gesicht legt. Oder ein Gespinst in klammen Kellern, wo der Salpeter an den Wänden blüht. Es juckt in den Fingerspitzen, die unsichtbaren Fäden zu ertasten, die sich zwischen den merkwürdigen Gegenständen spannen. Kraftlinien im trüben Fluidum, Staubschwaden im schwachen Strahl der Taschenlampe. Dort hinter dem Lattenrost keimen die Kartoffeln, mit Erde bemehlt. Den Schmutz trägst du unter den Fingernägeln zur Trauer. Es stapeln sich im matten Widerschein die Braunkohlenbriketts, eine schwarze Mauer, die sich buckelt und beult wie die Wand dahinter. In den Regalen Kolonnen von Einmachgläsern, blasse Früchte, Konservierung als Farbverlust. In diesen Zinkbehälter rieselt die erkaltete Asche aus unseren Öfen. Gekrümmt kauerst du auf groben Jutesäcken, die der Kohlenträger in der Ecke aufgehäuft hat, immer das dumpf-ziehende Gefühl im Bauch: Das könnte von dir sein. Dein Zehennagel. Für dich sein: deine Krankenbahre. Dich meinen: „Zeige deine Wunde.“ Nimm dir eine Filzmatte vom Stapel und hülle dich ein, dir ist ja kalt. Trete auf die angerostete Stahlplatte und spüre den milden Stromfluss durch deinen Körper, den die Autobatterien abgeben. Oder ströme umgekehrt hinein in die in die Batterien, in die anderen Menschen, die gleich dir die Platte zu betreten wagen. Gedämpfte Klaviermusik vom in Filz eingenähten Konzertflügel, darin seit je schon Filzhämmer auf Saiten schlagen, Hämmer aus gepresstem, mit Nadeln zerstochenem Filz.

 

 

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