Der Löwe befahl, das Reich der Tiere auf einer Landkarte zu verzeichnen. Der Adler legte seinen Entwurf vor.
Die Schnecke kroch darauf herum: „So kurz sollen die Wege sein in Deinem Reich, mein König? Man merkt: Der Entwurf stammt von einem, der den Staub der Landstraße zu fressen nicht nötig hat. Und der Stein, der mir gestern im Wege lag, als ich Deinem Hofe zustrebte, ist auch nicht eingezeichnet.“
„Dafür aber deine Schleimspur von hier ins Exil!“ höhnte der Löwe und wischte die Schnecke mit einem Hieb seiner Pranke beiseite. Und zum Hofstaat gewandt: „Der Adler hat eben die beste Klaue!“
Am Neujahrsmorgen um 2:45 h, nach Sekt mit den Lieben, kann niemand erwarten, dass man diesen Tiefsinn noch versteht. Soweit ich das beurteilen kann: Schönes Bildchen. Aber wo sind der Löwe und der Adler?
Hallo Leo Läufer, Adler und Löwe sind z u groß, um ins Bild zu passen.
Hallo, Du Fabelmann, hättest Du vielleicht noch eine aus der Sicht des Adlers?
Hallo Weinbergschnecke, habe soeben unaufgefordert, aber sozusagen stellvertretend, Deinem Wunsch entsprochen.
Hallo Weinbergschnecke, bevor ich mich für die Anregung bedanken konnte, ist mir Denisius P. Zeitstrumpf zuvorgekommen. Ein Grund mehr, mich zu befleißigen… Bald werde ich mich mit einer Adlerfabel zurückmelden.
Der Adler wollte schon immer ein Künstler sein und hatte außerdem einen Brass auf die Schnecke, weil die so schöne Schleimspuren malte, und auf den Löwen, weil der der King sein wollte. Da sagte er eines Tages zum Löwen: Hey, soll ich dir mal eine schöne Landkarte malen? Der Löwe hatte natürlich nichts dagegen. Da zeichnete der Adler sämtliche Fluglinien in den schönsten Farben. Das sah auch alles wunderschön aus. Die Schnecke sah dies und fragte den König: Ich bin doch mit Dir bisher immer so schön und bodenständig durch die Landschaft gefahren!? Da wischte er die Schnecke mit seiner Pranke beiseite und sagte, zum Agrarminister gewandt: Wirf sie auf den Komposthaufen. Wir wollen uns jetzt höheren Dingen zuwenden. Dann stellte er sich in das Fenster seiner Burg und begab sich mit ausgebreiteten Pranken auf eine der schönsten Strecken, die der Adler gemalt hatte…
Sehr geehrter Herr Zeitstrumpf,
darf ich Denisius sagen? Die Pointe nimmt das Ende vorweg, zu dem in meiner Fabel der Adler noch einen langen Anlauf nimmt. Das ist kongeniales XING-Prinzip! Sind Sie schon gespannt? Die Fabel wird morgen als neuer Artikel veröffentlicht. Ein langer Anlauf…
Sehr geehrter Herr Xing, die Pointe welcher Fabel? Das Ende in welcher Fabel? Ihrer Fabel Adlers langen Anlauf – welcher Fabel? Ich bitte um Auflösung.
Auflösung:
Pointe: Sturz des Königs
Ende: der Schluss Ihrer eigenen hier zu findenden Fabel
langer Anlauf: zwischendurch einmal Gott sehen, siehe meinen Artikel von heute: Der Adler im Aufwind
Xing
Es gibt nur einen Unterschied zwischen den beiden Adler-Fabel-Pointen: Sturz des Königs, einmal abgeleitet vom transitiven, einmal vom intransitiven Verb:“Ich stürze den König!“ vs. „Hilfe, ich stürze…“ Kommentar von Icaruso, dem Experten für Abstürze:
http://absturzgefahr-icaruso.blogspot.com/
Mein lieber fliegender Sänger,
ein Vergleich der Enden ist weniger eine Sache transitiver oder intransitiver Verben, als vielmehr eine Frage der Illokution oder Perlokution. Oder einfacher gesagt: Der eine Adler sagt sich: Ich will den König stürzen! Der andere aber tut es erfolgreich, der Tricky Dicky… Der eine Adler hat eine göttliche Offenbarung, der andere ist ein wahrer Lebenskünstler, der kreativ dafür sorgt, dass er bekommt, was er will.